Demontrationen für Demokratie und Toleranz
Vielerorts in Deutschland finden derzeit Demo's für Demokratie und Toleranz statt. Das ist alles eine feine Sache, der ich prinzipiell uneingeschränkt zustimme. Problematisch finde ich nur, wenn auf diesen Demo's Plakate und Schilder zu sehen sind, die das Verbot einer Partei fordern, die eben andere politische Ansichten vertritt, als die Demonstranten.
Genau da beißt sich die Katze in den Schwanz. Die Forderung nach Verboten gegenüber Andersdenkenden ist genaugenommen zutiefst undemokratisch und intolerant!
Warum? Demokratie bedeutet ersteinmal die Teilhabe aller an der politischen Willensbildung, bei der es um die Wünsche und Ziele aller Menschen, also dem Volk, geht und das ohne Ausnahme. Toleranz hingegen bedeutet, daß man ersteinmal akzeptiert, daß es andere Meinungen gibt, sich mit ihnen auseinandersetzt und sie nicht gleich in irgendwelche Schubladen steckt. Vielmehr sollte man sich mit demokratischen Mitteln mit diesen Meinungen auseinandersetzen. Das Problem ist nur, daß damit auch das Wahlvolk im Zuge der politischen Willensbildung beeinflußt werden muß.
Leider ist das in Zeiten, in denen das Volk zunehmend das Vertrauen in Politik und Regierung verliert, verunsichert ist und sich zunehmend Ängste ausbreiten, gar nicht so einfach. Das Vertrauen zurückzugewinnen und die Ängste abzubauen, indem man auch nach tatsächlich praktikablen Lösungen der Probleme sucht und das Volk auch gefühlsmäßig mitnimmt, ist natürlich ein sehrviel schwererer Weg. Da ist es viel einfacher, nach Verboten zu schreien. Dabei wird auch nicht unterschieden, ob es sich um Einzelpersonen oder einzelne Gruppierungen in einer Partei handelt. Es wird gleich die ganze Partei in diese Ecke gestellt. Anmerken möchte ich nur, daß es in jeder Partei, egal welcher Farbe, radikal/extreme Strömungen gibt. In jeder Partei gibt es Menschen, die glauben, anderen ihre Meinung aufzuzwingen zu können, weil diese 'uneinsichtig' sind und es einfach nicht kapieren wollen. Gelegentlich wird dann auch vor Gewalt nicht zurückgeschreckt.
Demokratie und Toleranz: JA
Verbote: NEIN
P.S.: Vergessen werden darf auch nicht, daß, egal wieviele Menschen auf die Straße gehen, diese Demonstranten im Verhältnis zum gesamten Volk nur eine Minderheit darstellen, welche nicht repräsantiv ist. Das ist das Problem bei Wahlen. Viele Menschen trauen sich in einer angeheizten Stimmung nicht mehr, ihre wirkliche Meinung zu sagen, damit sie nicht sofort stigmatisiert und in eine Ecke gestellt werden. Am Wahltag ist das anders. Das sind geheime Wahlen. Deshalb kann man in einer Demokratie nur mit Taten für das ganze Volk punkten. Das schließt doch nicht aus, daß die Politik nach Möglichkeit eine steuernde Funktion ausübt. Aber dazu gehört auch Ehrlichkeit. Alles Andere ist purer Populismus bzw. Demagogie.
veröffentlicht am: | 06.02.24 |